Starthilfe für die Rauchschwalbe

02. Juli 2024

BirdLife Österreich setzt gezielt Schwalbenschutzmaßnahmen im Burgenland um

Im Rahmen einer Exkursion zum Bio-Landgut Esterhazy überzeugten sich Mitarbeiter:innen von BirdLife Österreich, der Naturschutzabteilung des Landes Burgenland (Amt der Burgenländischen Landesregierung/Abt. 4, Agarwesen, Natur- und Klimaschutz) und der Förderwerkstatt RETTET DAS KIND in Eisenstadt am 25. Juni von ihren gemeinsam umgesetzten Schwalbenschutzmaßnahmen.

Schwalbe in einem Kunstnest sitzend, dass sich einem aus Holz gefertigten Schwalbenwinkel befindet.

Im Rahmen des Projektes „Rauchschwalbenschutz im Burgenland“ wurden seit Sommer 2022 mehr als 30 Betriebe bzw. Haushalte beraten, lebensraumverbessernde Maßnahmen (Anlage von Schwalbenlacken, Anlage von Blühwiesen für ein reiches Insektenangebot) für Schwalben umzusetzen. Auch die Nistplatzsituation wurde unter die Lupe genommen und nach individuellen Lösungen gesucht. „Das Bio-Landgut Esterhazy ist einer der Projekt-Betriebe, in dem seit Jahren Rauchschwalben in einem alten Gebäudetrakt brüten, der neue, moderne Außenklimastall jedoch bisher nicht besiedelt wurde“, berichtet Christina Nagl, Projektleiterin von BirdLife Österreich: „Moderne Rinderställe werden meist in Offenstall-Bauweise gebaut, was aus Sicht des Tierschutzes äußerst begrüßenswert ist. Rauchschwalben sind jedoch zugluftempfindlich und meiden helle, ungeschützte Stallbereiche, die der Witterung ausgesetzt sind. Dadurch werden die modernen Offenställe nur zögerlich oder gar nicht besiedelt.“ Abhilfe bieten Schwalben-Winkel oder –Boxen, die geschützte Brutplätze auch in Offenställen bieten können. 

Schwalben brauchen Starthilfe - Kooperation mit Förderwerkstatt

So kam es zur Zusammenarbeit mit der Förderwerkstatt RETTET DAS KIND in Eisenstadt und Oberpullendorf. Die Werkstätten-Leiter:innen und ihre Klient:innen erlernten, Kunstnester aus Holzbeton für Schwalben herzustellen. „Für uns ist es eine besondere Aufgabe, aktiv im Schwalbenschutz mithelfen zu können! Wir greifen den Schwalben gerne unter die Flügel! Aber ich sage immer: noch lieber wäre es mir, wenn unsere Hilfe nicht benötigt werden würde und ihr Fortbestehen nicht bedroht wäre“, so Sabine Haindl, Leiterin der Förderwerkstätte Eisenstadt von RETTET DAS KIND.

Fokus: Schutz der Kulturlandvögel im Burgenland

Das Land Burgenland legt gemeinsam mit BirdLife Österreich seit mehreren Jahren den Fokus auf den Schutz heimischer Kulturvögel. „Schwalben finden heutzutage immer seltener geeignetes Nistmaterial und Plätze für ihre Nester. Wir wollen im Burgenland die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen wieder erhöhen. In Summe fördern wir den Schwalbenschutz mit rund 42.000 Euro für zwei Jahre“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf.

„In den letzten Jahren haben wir sehr viele motivierte und engagierte Menschen kennen gelernt, die auf unterschiedliche Weise im Schwalbenschutz tätig wurden. Das Projekt hat gezeigt, dass jeder helfen kann und es Freude bereitet, wenn die Schwalben die angebotenen Nisthilfen annehmen oder wieder selbst Nester bauen können!“ Christina Nagl, Projektleiterin von BirdLife Österreich.

Hinweise 

Kunstnester, Nistbrettchen, Schwalbenwinkel & Kotbretter sind bei den Förderwerkstätten RETTET DAS KIND Eisenstadt und Oberpullendorf bestellbar unter fws.e@rettet-das-kind@bgld.at

 bzw. fws.op@rettet-das-kind-bgld.at ! Die Abholung erfolgt in den Werkstätten. Der Infofolder zur Rauchschwalbe ist gratis bestellbar bei BirdLife Österreich unter office@birdlife.at oder 01-523 46 51

Hintergrundinformation 

Schwalben leiden zunehmend unter einem Akzeptanzproblem. Entgegen eines Gerüchts zu einem „Schwalbenverbot" im Kuhstall, dürfen Rauchschwalben selbstverständlich in Viehställen nisten und spielen dort auch eine wichtige Rolle bei der Insektenvertilgung. Bei Schwalben ist in den letzten Jahren generell ein Bestandsrückgang bemerkbar: Der Rauchschwalben-Brutbestand wird in Österreich auf rund 60.000 – 90.000 Brutpaare geschätzt, im Burgenland brüten etwa 2.700 – 4.000 Brutpaare. Besonders dramatisch ist die Situation bei Mehlschwalben, denn in den letzten 20 Jahren haben sich ihre Bestände österreichweit halbiert. Aktuell brüten etwa 2.000 Mehlschwalben-Brutpaare im Burgenland. In der Roten Liste Österreichs werden sie unter „Gefährdung droht/Vorwarnliste“ gelistet und in der Ampelliste sind sie gelb (= hohe Priorität im Vogelschutz) gelistet. Den Rauchschwalben-Brutpaaren im Burgenland könnte ein ähnliches Schicksal drohen, wenn auch sie bisher als ungefährdet gelten, denn auch ihre Bestände sind rückläufig.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Dem Rückgang von Großviehhaltung ist große Bedeutung beizumessen. Die Ställe sind neben Wohnort auch wichtige Jagdräume bei Schlechtwetter. Der Verlust von Rainen, Brachen, artenreichen Blühwiesen, der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden in der Landwirtschaft sowie die Monotonisierung der Landschaft führen in den letzten Jahrzehnten zu einem nachweislichen Rückgang der Insekten, was sich auch auf die Bestände der insektivoren Vögel (u.a. Schwalben) auswirken kann.

Aufgrund der zunehmenden Bodenversiegelung, Asphaltierung von Feldwegen und Flächen am Hof, Verlust von Kleingewässern etc. werden die für den Nestbau erforderlichen Materialien (breiiger Ton, Lehm bzw. Schlamm) immer seltener oder schlechter erreichbar. Nachdem Schwalben das Nestbau-Material nur rund 300 m transportieren können, ist eine Nahlage von Nistmaterial und Niststandort Voraussetzung.

Weitere Informationen zum Schwalbenschutz:

Bauanleitung für Lehmlacken | Birdlife Österreich

Schwalbennester | BirdLife Österreich

Rauchschwalbe | Birdlife Österreich

Das Schutzprojekt „Rauchschwalben-Schutz im Burgenland“ wird in Zusammenarbeit mit dem Amt der Burgenländischen Landesregierung/Abteilung 4, Agrarwesen, Natur- und Klimaschutz durchgeführt und vom Land Burgenland finanziert.

Kontakt

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 
susanne.schreiner@birdlife.at
 www.birdlife.at

Quelle

Presse | BirdLife Österreich Pressemitteilung von 01.07.2024