Ökosystemleistungen
Anhand von Ökosystemleistungen lässt sich wissenschaftlich fundiert zeigen, wie vielfältig der Mensch von den Leistungen der Natur profitiert und welche wirtschaftliche Bedeutung diese Leistungen haben. Sie können daher ein wirksamer Hebel sein, um eine nachhaltige Nutzung der Natur zu erreichen.
Ökosysteme
Ein Ökosystem ist als ganzheitliches Wirkungsgefüge von Lebewesen und deren Umwelt definiert, das bis zu einem gewissen Grad zur Selbstregulation fähig ist. Artenreiche Ökosysteme produzieren mehr Biomasse als artenarme Ökosysteme und sind weniger anfällig gegenüber Beeinträchtigungen. Intakte Ökosysteme können sich an widrige Umweltbedingungen, z.B. bedingt durch den Klimawandel, besser anpassen.
Was Ökosysteme leisten
Der Nutzen, den die Natur stiftet, wird oft als selbstverständlich angesehen. Dazu zählen etwa die Aufrechterhaltung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre, die Bildung fruchtbarer Böden und die Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Die Menschheit profitiert aber auch vom Erholungswert und von der kulturellen Bedeutung der Natur. Wissenschaftliche Studien haben mehrfach gezeigt, welchen wirtschaftlichen Wert diese Ökosystemleistungen für die Gesellschaft haben.
33.000.000.000.000 US-Dollar pro Jahr
Bereits 1997 veröffentlichte eine Arbeitsgruppe unter dem Wirtschaftswissenschaftler Robert Costanza in der Fachzeitschrift nature eine erste globale Abschätzung. Die Berechnungen für 17 ausgewählte Ökosystemleistungen ergaben einen theoretischen wirtschaftlichen Wert von 33 Trillionen US-Dollar pro Jahr. Als Größenvergleich errechneten die Wissenschaftler für den gleichen Zeitraum ein globales Bruttonationaleinkommen von 18 Trillionen US-Dollar pro Jahr.
Aufgrund verallgemeinernder Annahmen ist die Constanza-Studie methodisch nicht ganz unumstritten. Dennoch zeigt sie die Bedeutung der Natur für das Leben und Überleben der Menschheit, insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Basierend auf den Erkenntnissen dieser und anderer Studien wurde das Konzept der Ökosystemleistungen entwickelt, das den Nutzen der Natur aus rein anthropozentrischer Perspektive beleuchtet. Mit gutem Grund: Es sollen Umweltanliegen auch in jenen Bereichen von Politik und Wirtschaft Gehör finden, in denen monetäre Aspekte im Mittelpunkt stehen.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Die Studie The Economics of Ecosystems and Biodiversity - TEEB wurde 2007 von der EU und Deutschland initiiert. Sie wird mittlerweile von den G8-Staaten und den fünf wichtigsten Schwellenländern unterstützt. In Anlehnung an den Stern-Report werden dabei ökonomisch relevante Naturleistungen detailliert bewertet. Gleichzeitig beziffert die Studie die wirtschaftlichen Schäden die entstehen, wenn Naturleistungen nicht mehr oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.
Die TEEB-Studie zeigt unter anderem, dass der wirtschaftliche Wert der Ökosystemleistungen für die menschliche Gesellschaft viel höher ist als bisher angenommen. So erbringen beispielsweise die 100.000 Schutzgebiete weltweit Leistungen im Gegenwert von 5 Billionen US-Dollar pro Jahr. Dies ist mehr als die globalen Jahresumsätze in der Automobil- und Stahlindustrie sowie des IT-Dienstleistungssektors zusammengenommen. Im Gegensatz dazu sind "nur" jährliche Investitionen in der Höhe von 40 bis 45 Millionen US-Dollar erforderlich, um die entsprechenden Ökosystemdienstleitungen zu erhalten. Ein Beispiel, das wie viele andere zeigt, wie sehr sich nachhaltiger Umgang mit Naturressourcen auszahlt.
IPBES - Weltrat für Biodiversität
Die "Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services" (IPBES) wurde 2012 von der UN-Vollversammlung gegründet und ist die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Der "Weltrat für Biodiversität" stellt wissenschaftliche Erkenntnisse zu Zustand, Trend und Gefährdungen der biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen zur Verfügung. Das IPBES bewertet die bestehende Wissenslage und zeigt auf, wie sich einzelne Handlungsoptionen künftig auswirken werden (assessments). Auf Forschungsbedarf (knowledge generation) wird hingewiesen. IBPES versucht auch, den Bedarf an Fortbildung (capacity building) aufzuzeigen bzw. bestehende Fortbildungsmaßnahmen zu koordinieren. Österreich ist seit 2013 Mitglied bei IPBES.