Im Fadenkreuz: die Turteltaube

24. September 2024

Seit 1. September darf die Turteltaube in Wien – als einzigem Bundesland österreichweit und einziger Region Mittel- und Westeuropas – geschossen werden, obwohl ihr Bestand in den letzten 25 Jahren auf ein Viertel zurückgegangen ist. „Während im Burgenland und in Niederösterreich mittlerweile eine ganzjährige Schonzeit eingeführt wurde, blieb die versprochene Änderung in Wien aus“, kritisiert die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich und fordert einen einheitlichen österreichweiten Jagdstopp für diese europaweit stark gefährdete Art!

Foto Turteltaube

Seit den 1970er Jahren ist der Bestand der Turteltaube (Streptopelia turtur) in den meisten europäischen Ländern rückläufig. In Österreich fielen die Bestände seit 1998 um 72 Prozent, europaweit um fast die Hälfte. Besonders starke Rückgänge sind in Deutschland (minus 90 Prozent) und Großbritannien (minus 94 Prozent) zu verzeichnen. „Die Verarmung der Landschaft, der Rückgang ihrer Nahrungspflanzen und der Verlust sicherer und nahrungsreicher Rastplätze entlang ihrer Zugstrecke zählen zu ihren bedeutendsten Gefährdungsfaktoren“, weiß Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich. „Darüber hinaus wird die kleine Wildtaube aktuell in sieben EU-Staaten legal bejagt, was angesichts der tristen Bestandssituation absolut unangemessen ist!“ Auch in Wien ist die Bejagung der Turteltaube während des Durchzugs durch Österreich in ihr Winterquartier erlaubt.

„Das gehört nun endlich angepasst! Wien muss als letztes österreichisches Bundesland dem eingeschlagenen Weg folgen und einer einheitlichen, ganzjährigen Schonung der Turteltaube in Österreich den Weg ebnen!“, appelliert Hohenegger.

Hintergrund Bejagung europaweit und in Österreich

Die EU-Vogelschutzrichtlinie erlaubt die Jagd auf die Turteltaube in zehn EU-Staaten. Jährlich werden in der EU etwa 1,4 bis 2,2 Millionen Turteltauben legal getötet.Die Länder der westlichen Zugroute, Frankreich, Spanien und Portugal, verzichten aber seit 2021 auf eine Bejagung, was jährlich etwa einer Million Turteltauben das Leben rettete und zu einem Bestandsanstieg um ein Viertel seitdem geführt hat. Die Population des östlichen Zugwegs, zu der auch Österreich gehört, sinkt jedoch weiter und wird weiterhin bejagt. Auch illegale Abschüsse, vor allem im Mittelmeerraum, setzen der kleinen Wildtaube zu. Im vergangenen Herbst wurde noch in den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich zur Jagd geblasen. Inzwischen wurden in beiden Ländern Novellen für eine ganzjährige jagdliche Schonung der Turteltaube verordnet, die heuer schon in Kraft sind.

Forderungen der Vogelschutzorganisation 

BirdLife Österreich fordert den zuständigen Wiener Landesrat Czernohorszky auf, den Jagdstopp auf die Turteltaube endlich umzusetzen, um sowohl die heimischen als auch die durchziehendenTurteltauben zu schützen. Im Zuge dessen sollen auch die übrigen bedrohten Arten endlich eine ganzjährige Schonzeit bekommen und ein klares Zeichen gegen die Jagd auf gefährdete Arten gesetzt werden! „Im nächsten Schritt erwarten wir von den zuständigen Landespolitiker:innen, die Turteltaube und andere gefährdete Vogelarten wie die Tafelente aus dem Jagdgesetz zu nehmen! Nach den Regeln der Vogelschutzrichtlinie ist die Jagd auf diese Arten absolut nicht angemessen!“

Kontakt

Dr. Susanne Schreiner
Pressesprecherin BirdLife Österreich 
Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 
susanne.schreiner@birdlife.at  www.birdlife.at

Quelle

Pressemitteilung BirdLife Österreich vom 23.09.2024