WWF und BirdLife Österreich: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Seeadler fliegen auf Natura 2000. Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung der Umweltschutzorganisationen WWF Österreich und BirdLife Österreich. Österreichs Wappentier hält sich demnach EU-weit am liebsten in den Europaschutzgebieten auf. “Obwohl Natura 2000-Gebiete nur etwa 18 Prozent der EU-Fläche ausmachen, verbringen Seeadler besonders viel Zeit in diesen naturnahen Lebensräumen”, erklärt WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler. “Sie ziehen in den Schutzgebieten ihre Jungen auf, suchen Nahrung und verwenden die Gebiete als Rastplätze und Zwischenstationen bei ihren Streifzügen durch Europa".
Um die Lebensräume der Seeadler weiter zu verbessern, braucht es das EU-Renaturierungsgesetz. Die geplante Verordnung würde nämlich sowohl bestehende Schutzgebiete aufwerten, als auch Areale außerhalb davon verbessern und damit für Wildtiere attraktiver machen. WWF und BirdLife fordern daher insbesondere die neun Bundesländer dazu auf, ihre nationale Blockade des EU-Renaturierungsgesetzes aufzugeben und damit die grüne Infrastruktur Europas zu stärken. “Das Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk ist eine zentrale Säule des Biodiversitätsschutzes in der EU und als solches eine wichtige Versicherung in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise”, erklärt WWF-Experte Pichler. “Damit unsere Ökosysteme diese entscheidende Funktion weiter erfüllen können, braucht es ambitionierte Managementpläne für die Schutzgebiete sowie umfangreiche Renaturierungen, zum Beispiel von Flüssen und Feuchtgebieten.” Dadurch könnten die bestehenden Natura 2000-Gebiete zusätzlich durch sichere Korridore verbunden werden.
Für die Studie wurden die gesammelten Sendedaten von 38 Seeadlern zwischen 2015 und 2022 ausgewertet. “Vor allem Feuchtgebiete, Gewässer und an Feuchtlebensräume angrenzende Laubwälder scheinen beliebt zu sein”, erklärt Remo Probst, Greifvogelexperte bei BirdLife Österreich. “Nadelwälder und Siedlungen meiden die Seeadler dagegen.” Als wichtigste Hotspots für die Seeadler erwiesen sich die niederösterreichischen March-Thaya-Auen und die angrenzenden Gebiete in Tschechien und der Slowakei, die Donau-Auen östlich und westlich von Wien und zwischen Ungarn und der Slowakei, sowie die Teichlandschaft bei Třeboň zwischen dem Waldviertel und Budweis. “Unserer Studie zeigt klar, dass Natura 2000 Gebiete deutlich intensiver von jungen Seeadlern genutzt werden. Das unterstreicht die hohe Bedeutung dieser Schutzgebiete”, sagt Probst. “Insbesondere großräumig agierende Arten wie Vögel, die bei ihren Wanderungen weite Strecken zurücklegen, sind auf geschützte und naturnahe Lebensräume angewiesen, in denen sie Nahrung finden, ungestört ihre Jungen aufziehen können und vor menschlichen Bedrohungen wie zum Beispiel illegaler Verfolgung sicher sind.”
Hintergrund
Der Seeadler war in Europa einst weit verbreitet. Aufgrund von Abschüssen, Vergiftung, der großflächigen Zerstörung seines Lebensraumes sowie den Auswirkungen von Pestiziden und Schadstoffen galt er aber in vielen europäischen Ländern bis Ende des 20. Jahrhunderts als ausgestorben, darunter auch in Österreich. Mittlerweile hat der Seeadler dank strengen Schutzgesetzen und Artenschutz-Maßnahmen selbständig viele ehemalige Vorkommensgebiete wiederbesiedelt. Der WWF betreibt seit mehr als 20 Jahren ein Schutzprogramm für den Seeadler.
Das EU-Renaturierungsgesetz (Nature Restoration Law) beinhaltet neue, rechtsverbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Land- und Meeresökosystemen, wie zum Beispiel von Flüssen, Wäldern, Schutzgebieten in schlechtem Zustand, Ökosystemen in der Stadt und in der Agrarlandschaft, sowie zum Schutz von Bestäubern. Es ist das ökologische Herzstück des European Green Deal. Die Blockade der Bundesländer, die ein österreichisches Ja zum Gesetz bisher verhindert hat, beruht auf einem längst überholten Verhandlungsstand.
Download
Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download
Kontakt
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
Telefon: 0676 83488 257
E-mail: valentin.ladstaetter@wwf.at
Website: www.wwf.at
Quelle
Pressemitteilung WWF Österreich vom 16. April 2024