BirdLife Österreich blickt auf die heurige Kaiseradler-Saison
BirdLife Österreich blickt auf die heurige Kaiseradler-Saison
Der dokumentierte Verlust von elf Kaiseradlern steht dem erfolgreichen Ausfliegen von 47 Jungadlern im heurigen Jahr gegenüber. Der majestätische Greif hat seinen Platz in den Tieflagen Österreichs gefunden, wenngleich der Fortpflanzungserfolg deutlich geringer ausfiel als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Vermehrt kam es zu Kollisionen der Großvögel mit Windkraftanlagen. Ein österreichisches Problem, wie sich zeigt. Das unterstreicht die Wichtigkeit regelmäßiger Bestandsaufnahmen und fortführender Schutzbemühungen sowie eine rücksichtsvolle Planung notweniger Infrastrukturvorhaben, so BirdLife Österreich.
Gedämpfte Zuwächse
Nachdem der Kaiseradler (Aquila heliaca) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Österreich ausgestorben war, etabliert sich seit 1999 eine fragile Population in den Tieflagen Ostösterreichs. Heuer brachten 42 heimische Kaiseradler-Paare 47 junge Kaiseradler zum Ausfliegen. Lediglich zwei von drei Bruten waren erfolgreich – deutlich unterdurchschnittlich im Vergleich zu den vergangenen Jahren. „Vor allem das nasse und feuchte Frühjahr dürfte für die höheren Brutverluste verantwortlich gewesen sein“, erörtert Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich. „Darüber hinaus hatten sich junge, unerfahrene Kaiseradler erstmals im Brutgeschäft versucht und scheiterten häufiger.“
Massive Verluste
In diesem Jahr wurde bisher der Verlust von elf Kaiseradlern dokumentiert: Fünf Vögel kollidierten mit Windkraftanlagen (drei im Burgenland, zwei in Niederösterreich), zwei Vögel wurden illegal getötet, ein Vogel kollidierte mit der Bahn, bei drei Vögeln konnte die Todesursache nicht mehr festgestellt werden. „Jeder einzelne Verlust stellt eine zusätzliche Bedrohung für die weltweit gefährdete Art dar!“, betont Schmidt: „Es handelt sich bei diesen Fällen lediglich um die Spitze des Eisbergs, viele Fälle bleiben unentdeckt.“
Vermehrte Kollisionen
Fünf Kaiseradler wurden heuer bei Windkraftanlagen aufgefunden. Sie waren offensichtlich kollidiert, wie Fundort und Verletzungen zeigten. Vier Vögel verstarben direkt vor Ort, ein Vogel überlebte schwer verletzt, wird aufgrund seiner Flügelamputation jedoch niemals wieder in Freiheit leben können.
Exponierte Lage Österreichs
Heimische Windkraftanlagen stellen für Kaiseradler zweifellos ein wachsendes Gefahrenpotenzial dar. Die kleine, sich erholende Kaiseradlerpopulation und der gleichzeitig notwenige Ausbau erneuerbarer Energien mittels Windkraftanlagen führen zu einer exponierten Lage in Österreich, denn: „Es gibt eine starke Überschneidung des Verbreitungsgebietes des Kaiseradlers und den aktuellen bzw. geplanten Windkraftanlagen“, so der Experte: „Weltweit gesehen ist dies einzigartig und spiegelt sich auch in dem Umstand wieder, dass beinahe alle nachgewiesen Kollisionen von Kaiseradlern mit Windrädern in Österreich erfolgten!“
Resümee
Diese Daten aus Österreich sowie der zu erwartende Ausbau von Windkraftanlagen in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets des Kaiseradlers bedingen, dass die Problematik auch auf internationaler Ebene wahrgenommen wird. Es sei höchste Vorsicht beim Ausbau der Windkraft geboten, wenn der Bestand der weltweit gefährdeten Art weiterhin erfolgreich geschützt werden soll. In Österreich sollten engmaschige Beobachtungen und Forschungsaktivitäten weitere Erkenntnisse zur Raumnutzung und Mortalität bringen und den Schutz der Art gewährleisten. „Unsere Forschung zeigt klar, dass die Bekämpfung illegaler Verfolgung und eine rücksichtsvolle Planung von Infrastrukturvorhaben die wichtigsten Maßnahmen sind, um die Sterblichkeit des Kaiseradlers auf ein verkraftbares Niveau zu begrenzen“, so Matthias Schmidt von BirdLife Österreich abschließend.
Kontakt
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at www.birdlife.at
Quelle
BirdLife Österreich Pressemitteilung vom 16.11.2023