Rote Liste gefährdeter Pflanzen vorgestellt
In Zeiten von Klimawandel und großen Veränderungen in der Natur hat man schon gespannt auf die „Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Österreichs“ gewartet. Dieses fast 400-seitige Buch gibt Auskunft, welche Pflanzen bedroht oder vom Aussterben betroffen sind. Noch vor der offiziellen Präsentation wurde die dritte Auflage beim ORF Kärnten vorgestellt.
Projektleiterin ist die Kärntnerin Luise Schratt-Ehrendorfer aus Töplach am Längsee. Sie ist an der Universität Wien am Institut für Botanik und Diversitätsforschung tätig. Die „Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen“ ist ein Gemeinschaftswerk aller Botanikerinnen und Botaniker Österreichs. Die Liste ist die dritte Auflage des Buches, die ersten beiden kamen 1986 und 1999 heraus. Damals sei es etwas ganz Neues gewesen, sagte Schratt-Ehrendorfer. „Es war höchst an der Zeit, dass man jetzt eine neue Auflage herausgebracht hat“, so die Expertin. In den mehr als 35 Jahren tat sich viel. Den meisten ist bekannt, dass Rote Listen Auskunft geben, welche Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder ausgestorben sind.
Für den langen Zeitraum zwischen den beiden letzten Auflagen gibt es mehrere Gründe, vor allem weil man weiß, dass schon seit geraumer Zeit immer mehr Arten bedroht oder ausgestorben sind.
3.500 Arten auf Roter Liste
3.500 Arten umfasst die dritte Auflage der „Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Österreichs“. Sie wird Ende September in Salzburg bei der 20. Österreichischen Botanikertagung vorgestellt. „Das spezifische an dieser dritten Auflage ist, dass es viel mehr Zusatzinformationen gibt als früher“, sagte Schratt-Ehrendorfer. Zudem werden auch Gründe angegeben, warum eine Art als gefährdet eingestuft werde. Nicht dabei sind Nutzpflanzen und Arten, die nach Ende des 15. Jahrhunderts eingewandert sind.
In der Liste sehe man, wie die Bestandsrückgänge sind, wie die Risikofaktoren für die Zukunft aussehen, Angaben zu den großen Naturräumen und in welchem Bundesland eine Art vorkommt. In einer Spalte wird man über die Verantwortlichkeit Österreichs für den Erhalt der Art informiert. Das sei besonders wichtig für Arten, die nur in Österreich vorkommen.
Landwirtschaft als Grund für Artenrückgang
Ein Grund für den Artenrückgang sei die intensive Landwirtschaft. Am größten sei die Gefährdung dort, wo die landwirtschaftlichen Aktivitäten sehr stark sind, erklärte die Expertin. In den Alpen werden die wenigsten gefährdeten Arten gezählt. In den Hochlagen der Alpen gebe es kaum Artenrückgang, aber in den Tieflagen seien die Rückgänge nicht viel geringer als in den intensivlandwirtschaftlichen Gebieten. Kärnten liege im Mittelfeld beim Artenrückgang.
Auffällig seien auch die Veränderungen der Wiesen. „Vielfach sind unsere Naturwiesen unter den Pflug geraten, eingesät mit sogenannten Hochleistungsgräsern, und das führt dazu, dass diese vielfältige Zusammensetzung unserer Wiesen heute sehr monoton nur aus Gräsern besteht“, so Schratt-Ehrendorfer. Es fehlen Blumen und Wildkräuter. Auf Wiesen könne man auf 20 Quadratmetern 60 Arten oder mehr finden. Auf Wiesen mit den Hochleistungsgräsern sind es laut Expertin nur noch fünf bis sieben Arten: „Ich nenne das einen Grasacker.“
Klimaveränderung in Gebirgen bemerkbar
Der zweite Faktor für die Minderung der Biodiversität ist die Klimaveränderung. Das könne man in den Gebirgen sehen, wo die geschlossenen Rasen weiter in Gipfelnähe vorrücken. Auch in den Tieflagen könne man die Auswirkungen sehen, wie zum Beispiel bei der Austrocknung des Seewinkels, so Schratt-Ehrendorfer.