Artenschutzkonferenz endet ohne Einigung
Am Samstag ging im kolumbianischen Cali die Weltnaturkonferenz (COP16) zu Ende – jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Vor allem die große Frage der Finanzierung von Maßnahmen gegen Umweltzerstörung und das weltweite Artensterben blieb offen. Der Grund: Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer verließen noch vor der Abstimmung die Konferenz.
Die Konferenz sollte eigentlich bereits am Freitag zu Ende gehen. Die Präsidentin der COP16, die kolumbianische Umweltministerin Susana Muhamadz, hatte sie aber verlängert, um doch noch eine Einigung bei der Finanzierung des Artenschutzes zu finden. Es solle „bis zum Sieg“ verhandelt werden, kündigte die Präsidentin noch am Vortag an. Am Samstag musste sie dann aber das Scheitern eingestehen. Sie erklärte die Konferenz für beendet, da das nötige Quorum für Abstimmungen nicht mehr erreicht werden könne. Viele der rund 23.000 Delegierten verließen die Tagung vorzeitig, weil sie ihre gebuchten Heimflüge erreichen wollten.
Umsetzung von Aktionsplan zum Artenschutz ausständig
Ein Sprecher der COP16 sagte, das Treffen solle zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden. Dabei sollten die Themen, bei denen eine Einigung noch aussteht, behandelt werden. Die nächste Artenschutzkonferenz findet erst wieder in zwei Jahren statt.
Bei der zweiwöchigen Konferenz mit dem Motto „Frieden mit der Natur“ ging es neben Finanzierungsfragen vor allem um die Umsetzung des vor zwei Jahren beschlossenen Biodiversitätsrahmens. Im Jahr 2022 hatten sich in Montreal rund 200 Staaten auf 23 Ziele geeinigt, die bis 2030 erreicht werden sollen.
Zwei Teileinigungen erreicht
Vor dem Scheitern beim wichtigsten Verhandlungspunkt waren bei der Konferenz zumindest zwei Teileinigungen erreicht worden. Am Samstag stimmten die Delegierten der Schaffung eines Fonds für die Aufteilung von Gewinnen zu, die aus der Nutzung von Gendaten von Pflanzen und Tieren stammen.
Der Cali Fonds sieht vor, dass Unternehmen oder andere Nutzer der Daten, die diese kommerziell verwerten, „einen Teil ihrer Profite oder Einnahmen in den weltweiten Fonds einzahlen“. Die Mittel des Fonds sollen dann zur einen Hälfte an die Staaten gehen, in denen die Arten vorkommen, und zur anderen Hälfte an die entsprechenden indigenen Völker. Die Einigung ist für die in dem Dokument genannten Branchen, darunter Pharma- und Kosmetikindustrie, allerdings nicht bindend.
Am Freitag hatten sich die Gipfelteilnehmer aus 196 Ländern in einem ersten Durchbruch bereits auf die Gründung eines Gremiums geeinigt, das die Interessen der indigenen Völker im Rahmen der UNO-Konvention über die biologische Vielfalt vertritt.
Gewessler: „Mit Ergebnis kann niemand zufrieden sein“
Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zog eine kritische Bilanz: „Ein Teil ist geschafft, aber es bleibt viel Arbeit. Ich bin froh, dass wir bei der Weltnaturkonferenz in wichtigen Bereichen gut vorangekommen sind. Es bleibt aber auch klar – genug ist das nicht.“ Gerade bei der Umsetzung des Biodiversitätsrahmens gäbe es noch viel zu tun.
Und weiter: „Ich bin ehrlich: Mit diesem Ergebnis kann niemand zufrieden sein. Das Programm auf dieser Konferenz war voll, aber wir haben es nicht abgeschlossen. Diese Lehre müssen alle mitnehmen: Die Zeit drängt. Jetzt gibt es eine letzte Chance. Und es gibt keine Ausreden und keinen Grund für Verzögerung.“
Kritik von WWF und Greenpeace
Der WWF Österreich nannte das vorläufige Ende der Konferenz „eine herbe Enttäuschung“. „Während die biologische Vielfalt massiv zurückgeht und unsere Lebensgrundlagen bedroht sind, fehlen der Politik Ambition und Konsequenz für echte Fortschritte“, sagt WWF-Experte Joschka Brangs in einer Aussendung. „Wir fordern die Staatengemeinschaft auf, schleunigst Lösungen für alle wichtigen offenen Fragen zu präsentieren. Alles andere wäre eine politische Bankrotterklärung.“
Seitens Greenpeace begrüßt man zwar die Einrichtung des neuen Gremiums sowie des Fonds bei der Nutzung von Gendaten, allerdings würden diese Fortschritte von der unzureichenden Finanzierung überschattet werden. „Den Verhandelnden ist wohl der Ernst der Lage nicht bewusst. Ohne ausreichend finanzielle Mittel ist Naturschutz zahnlos“, sagte Greenpeace-Artenschutzexpertin Ursula Bittner. Und weiter: „Der Staatengemeinschaft muss klar sein: Ohne intakte Ökosysteme gibt es kein Leben auf diesem Planeten.“
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Quelle
Teilnehmer abgereist: Artenschutzkonferenz endet ohne Einigung - news.ORF.at
Weitere Informationen
COP16: UN-Artenschutzkonferenz blieb hinter den Erwartungen zurück – BMK INFOTHEK
BMUV: 16. Weltnaturkonferenz fasst zentrale Beschlüsse zum Schutz der Natur | Pressemitteilung
UN-Biodiversitätskonferenz COP16 - jetzt Artenvielfalt retten