Wieder Kaiseradler im Weinviertel vergiftet

13. Juni 2024

BirdLife Österreich bittet um Hinweise

Das Weinviertel wird sein Image als Hotspot der Wildtierkriminalität nicht los. Nach dem Abschuss eines Kaiseradlers im Marchfeld (NÖ) Mitte Februar wurde Mitte April am Wagram bei Stetteldorf ein weiterer Kaiseradler tot aufgefunden. Der nun vorliegende Befund zeigt: Das Tier ist qualvoll an einer Vergiftung mit dem seit über 15 Jahren verbotenen Pestizid Carbofuran verendet. BirdLife Österreich erstattete Anzeige und ersucht die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise zur Tat.

Silhouette eines fliegenden, jungen Kaiseradlers.

Am 12. April entdeckte ein aufmerksamer Beobachter den jungen Kaiseradler tot auf einem Acker zwischen Stetteldorf und Inkersdorf (NÖ). Das erst im Vorjahr geborene Tier wirkte dabei scheinbar unversehrt und hatte direkt vor dem Tod gefressen. Da somit keine offensichtliche Todesursache erkennbar war, verständigte der Finder die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Aufgrund der Umstände begutachtete eine BirdLife-Mitarbeiterin den Vogel direkt vor Ort und informierte das Landeskriminalamt und den Amtstierarzt. Johannes Hohenegger, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich: „Da der Kropf – das ist bei Vögeln ein Speicherorgan der Speiseröhre - massiv mit Fleischstücken gefüllt war, bestand der dringende Verdacht, dass das Tier aufgrund einer vergifteten Fleischmahlzeit verendet war.“

Vergiftete Fleischstücke

 Nach der obligaten Untersuchung auf Infektionskrankheiten (Vogelgrippe, West-Nil-Virus) wurden daher Proben des Vogels einer toxikologischen Untersuchung zugeführt. Diese ergab Carbofuran als Todesursache. Der ehemals als Insektizid verwendete Stoff ist aufgrund seiner hohen Giftigkeit für Wirbeltiere (also auch den Menschen) in der EU seit 2008 verboten. Vergiftungen mit Carbofuran stellen trotzdem eine häufige Todesursache bei Adlern dar, da das Pestizid nach wie vor illegal gegen Beutegreifer und Aasfresser eingesetzt wird. 

Gefahr für Kaiseradler & Co.

Wildtierkriminalität in Form von Vergiftungen und Abschüssen zählt zu den bedeutendsten Gefährdungsfaktoren von Kaiseradler, Seeadler, Rotmilan und anderen geschützten Greifvögeln in Mitteleuropa. „In Österreich werden besonders viele Fälle von Wildtierkriminalität in den Niederungen des Ostens und Oberösterreichs entdeckt“, erklärt Johannes Hohenegger: „Die heuer bekannt gewordene Vergiftungen eines Seeadlers bei Neusiedl am See (Bgld) sowie eines Rotmilans bei Rechnitz (Bgld) und der Abschuss eines Kaiseradlers im Marchfeld (Nö) stellen neben diesem Vergiftungsfall am Wagram die traurige Spitze des Eisbergs dar."

Sachdienliche Hinweise erbeten 

Um Wildtierkriminalität effektiv zu bekämpfen, sind Informationen aus der Bevölkerung für Polizei und Staatsanwaltschaften unverzichtbar. BirdLife Österreich bittet daher um sachdienliche Hinweise zur Vergiftung des Kaiseradlers am Wagram. Verdächtige Wahrnehmungen im Tatzeitraum (Anfang April) können unter 059 133 30 3333 an den Journaldienst des Landeskriminalamts Niederösterreich gemeldet werden. Meldungen zu toten Greifvögeln mit Verdacht auf illegale Tötung können an jede Polizeidienststelle (Notruf 133) oder an BirdLife Österreich unter 0660 869 23 27 (auch anonym) sowie meldung@wildlifecrime.at erfolgen.

 Projekt „wildLIFEcrime“

BirdLife Österreich setzt sich im Rahmen des EU-geförderten „wildLIFEcrime“-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) gemeinsam mit 12 Projektpartnern aus Deutschland und Österreich (darunter Bundeskriminalamt, WWF und Vetmeduni) gegen die illegale Tötung von Wildtieren ein.

Kontakt

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich Mobil: +43 (0) 699 181 555 65 susanne.schreiner@birdlife.at www.birdlife.a

Quelle

Pressmitteilung BirdLife Österreich vom 13.06.2024
Presse | BirdLife Österreich