Waldwissenschaft einig: Intakte Wälder sind Grundvoraussetzung für Ernährungssicherheit

21. März 2025

2012 proklamierte die UN- Generalversammlung den 21. März zum Internationalen Tag des Waldes. 2025 steht er unter dem Motto „Wälder und Nahrung“. Das nimmt die in Wien beheimatete International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) als eine der weltweit größten Forschungskooperationen zum Anlass, die Rolle der Wälder und der Waldwissenschaft für die Ernährungssicherheit der Menschen zu betonen.

Lainzer Tiergarten im Herbst - viel Totholz.

Bedeutung gesunder und artenreicher Wälder 

„Die Bedeutung gesunder und artenreicher Wälder für Umwelt und Wirtschaft kann nicht hoch genug veranschlagt werden“, sagt der österreichische Waldexperte und Forstwirt Dr. Christoph Wildburger. Als IUFRO Senior Advisor verweist er zunächst auf die klimaschützende Grundfunktion der Wälder als CO2- und Wasser-Speicher. Außerdem sichern Wälder eine abwechslungsreiche Nahrungsmittelproduktion: Sie sind zum Beispiel unverzichtbar für bestäubende Insekten wie Bienen, sie schützen Flüsse und Wassereinzugsgebiete und somit den Lebensraum von Fischen. Wälder dienen auch als Lieferanten von Grünfutter für Haustiere, Brennholz und proteinreichem Wildfleisch. Weltweit tragen sie zum Lebensunterhalt von mehr als 5 Milliarden Menschen bei.

Wissenschaft und Forschung liefern Grundlage für evidenzbasierte Politik

IUFRO-Präsidentin Daniela Kleinschmit, Professorin für Forst- und Umweltpolitik an der Universität Freiburg, appelliert an die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen aller Länder: „Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung bieten eine fundierte Grundlage für Empfehlungen zum Überleben der Waldökosysteme - und damit zur Sicherung des Wohlergehens der Menschen. Das betrifft vor allem jene, deren Lebensgrundlagen und Nahrungsquellen durch die Folgen von Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Schädigung der Ökosysteme unmittelbar bedroht sind.“

Seit zehn Jahren untersucht IUFRO im Auftrag der UNO den Beitrag der Wälder zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele und erstellt umfassende interdisziplinäre Studien im Rahmen ihres Science-Policy Programms

Im Juni 2025 präsentiert IUFRO der Weltöffentlichkeit einen Forschungsbericht zum Thema Wald für soziale und wirtschaftliche Resilienz - Forests for Social and Economic Resilience. Er bewertet die mehrdimensionalen Beziehungen zwischen Wäldern und sozialer sowie wirtschaftlicher Resilienz.

Viel mehr als Holz: Lebensmittel im Milliardenwert aus dem Wald

Wälder liefern nicht nur Rohstoffe für die holzverarbeitende Industrie, sondern auch Nahrungs­mittel, Brennstoffe und vieles mehr. Das bedeutet Einkommen und Arbeitsplätze, vor allem für die schwächsten Gruppen der Gesellschaft weltweit und für Menschen, die in Waldnähe leben. Dient das Holz aus dem eigenen Wald bäuerlichen Betrieben und Privatpersonen in Europa als ökonomisches Standbein, sind in anderen Weltregionen Nahrungsmittel und Brennholz aus dem Wald von Bedeutung. Der wirtschaftliche Nutzen dieser Produkte ist enorm. So betrug das globale Handelsvolumen mit Pinienkernen und Waldpilzen im Jahr 2022 rund 1,8 Milliarden US-Dollar![1] Der Zugang zu Wildnahrung aus dem Wald sorgt auch für mehr Abwechslung am Speiseplan und verbessert somit die Gesundheit. Umfragen in 24 tropischen Ländern ergaben, dass der Verkauf wild vorkommender Nahrungsmittel vier Prozent der privaten Haushaltseinkommen ausmacht.[2]

Literatur

[1] The state of the world’s forests 2024. Forest-sector innovations towards a more sustainable future. FAO, Rome, Italy.

[2] Hickey, G.M., Pouliot, M., Smith-Hall, C., Wunder, S., Nielsen, M.R., 2016. Quantifying the economic contribution of wild food harvests to rural livelihoods: A global-comparative analysis. Food Policy 62, 122-132.

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