Kleine Wesen mit großer Wirkung
Insekten sind die artenreichste Gruppe innerhalb der Tiere weltweit. Allein in Österreich gibt es etwa 40.000 verschiedene Insektenarten. Meist fallen uns Insekten nur dann auf, wenn sie lästig sind. Doch sie spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem. Mit einem Vortrag macht der Biosphärenpark Nockberge auf die kleinen Wesen mit großer Wirkung aufmerksam.

Laut dem Umweltbundesamt sind 345 der 40.000 Insektenarten endemisch, was bedeutet, dass diese Arten nur in Österreich vorkommen. Weltweit ist derzeit rund eine Million Arten bekannt, das entspricht 60 Prozent aller Tierarten. Rückgänge der Insektenpopulationen werden schon seit den 1990er Jahren festgestellt. Lebensraumverlust, Insektizide, Schadstoffeinträge und auch der Klimawandel sind die Gründe.
Bedeutung der Insekten ist vielen nicht bewusst
Welche Bedeutung Insekten für Menschen haben und welche vielfältigen Rollen sie im Ökosystem einnehmen, damit beschäftigt sich Dominique Zimmermann, Entomologin und Kuratorin im Naturhistorischen Museum in Wien: „Vieles von dem, was wir essen, trinken, konsumieren, verdanken wir auch den Insekten verdanken.“ Es geht aber auch darum, zu bedenken, wie die aktuelle Situation der Insekten ist, wodurch sie bedroht werden und was man selbst tun kann, um Insekten zu unterstützen, so Zimmermann.
Fakt sei, dass Insekten eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem spielen: „Eigentlich schmeißen Insekten, wenn man so will, fast unser ganzes Ökosystem, von dem wir leben. Und das nimmt man kaum wahr. Unabhängig davon, ob es sich um die Vorbereitung, Zersetzung und damit Rückverwandlung in Nährstoffe für Pflanzen oder die Bestäubung von Pflanzen, die wiederum von Menschen oder Nutztieren konsumiert werden, handelt."
Insekten als Nahrungsmittel
Insekten dienen aber auch als Nahrung für andere Tiere, die dann wiederum von Menschen genutzt werden. Das sei der Kreislauf der Natur, so Zimmermann: „Und in diesem Kreislauf sind sie ein sehr großer Faktor. Darum kann man das jetzt nicht auf einzelne Arten reduzieren, die für den Menschen wichtig sind, weil wir einfach von diesem Kreislauf abhängen und in diesem Kreislauf jede Art eine Rolle spielt. Dann gibt es noch das Thema Insekten als Nahrung.“
Die Entomologin steht dem Thema Insekten als Nahrungsmittel grundsätzlich positiv gegenüber, da einer der ärgsten Faktoren für den Insektenrückgang der Lebensraumverlust sei und der Lebensraumverlust auch sehr stark mit der Ernährung zusammenhänge: „Wenn man sich von tierischer Nahrung ernährt wie von Rindfleisch, dann verbraucht das viel mehr Fläche, als wenn man sich vegetarisch oder von Insekten ernährt. Insekten sind Proteine, wenn man so will. Es ist auch tierische Nahrung, die aber viel weniger Lebensraum verbraucht als Säugetiere.“ Daher wäre es positiv für die Umwelt, wenn die Insekten einen Teil der tierischen Ernährung ersetzen könnten.
Klimawandel und Insekten
Der Klimawandel trifft auch die Insekten, einerseits die Klimaerwärmung, aber auch die Zunahme von Extremwetter-Ereignissen: „Das wirkt sich negativ auf alle Insekten aus. Also natürlich, wenn es jetzt zu einer Überflutung kommt, dann leiden alle Lebewesen darunter.“
Die Erwärmung der Durchschnittstemperatur an sich kann aber umgekehrt auch dazu führen, dass zum Beispiel in Österreich einige Wildbienenarten ihre Verbreitung in den Norden verschieben: „Es kann auch zu einer lokalen Erhöhung der Artenvielfalt führen, aber generell sind die Auswirkungen eher negativ. Was man auch beobachtet, ist, dass zum Beispiel die Pflanzen dann nicht mehr zu der Zeit blühen, zu der die Insekten, die von ihnen abhängig sind, schlüpfen. Es gerät alles ein bisschen aus dem Gleichgewicht. Und leider muss man sagen, unser Ökosystem ist schon sehr aus dem Gleichgewicht geraten.“
Zu wenig Insekten für Vögel
So könne man jetzt schon beobachten, dass zum Beispiel bei Vögeln, die ihren Nachwuchs mit Insekten großziehen, die Kücken teilweise verhungern, weil es nicht genug Insekten gibt, um alle Kücken großzuziehen: „Ich glaube, wir können uns das überhaupt nicht vorstellen, welche Mengen an Insekten es vor 100 Jahren gegeben hat. Und das hat bestimmt eine Auswirkung.“
Für Dominique Zimmermann ist es essenziell zu verstehen, dass Insekten nicht die Mitbewohner der Menschen seien, sondern die Menschen die Mitbewohner der Insekten: „Und entsprechend sollten wir Ihnen auch Lebensraum zur Verfügung stellen, sollten wir darauf achten, dass Sie gedeihen können, damit es auch uns in Zukunft weiter gut geht.“ Am Donnerstag, dem 27. März, findet unter dem Titel „Kleine Wesen mit großer Wirkung- Die Bedeutung von Insekten für uns Menschen“ auf Initiative des Biosphärenparks Nockberge ein Online-Vortag statt.
Quelle
Kleine Wesen mit großer Wirkung - kaernten.ORF.at - Radio Kärnten