Jane Goodall unterstützt Zentrum für Bürgerforschung
Die Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) in Grünau im Almtal erhält ein neues Forschungszentrum. Künftig sollen dort auch „Citizen Science“-Projekte umgesetzt werden – die Beteiligung der Bevölkerung steht im Vordergrund. Die weltberühmte Primatologin Jane Goodall unterstützt das Vorhaben – am Wochenende pflanzte sie vor dem neu entstehenden Open Science Center einen „Baum der Hoffnung“.
Der Spatenstich für das neue Open Science Center der Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) und der Universität Wien am Areal des Cumberland Wildparks Grünau fand schon im Juli 2024 statt – in Betrieb gehen soll das Forschungszentrum im Laufe des kommenden Jahres. Ziel ist es, dort künftig die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft zu fördern.
„Das Open Science Center steht für Transparenz und Bürgerbeteiligung. Jeder ist willkommen – Lehrende, Studierende, Bürgerwissenschaftler – jeder, der will, darf mitmachen. Es ist für alle da und wir hoffen, die Naturverbundenheit aller Beteiligten zu fördern“, erklärt Sonia Kleindorfer, die Leiterin der KLF im Gespräch mit science.ORF.at.
Abwechslungsreiches Programm
Im neu entstehenden Open Science Center sollen künftig Forschungsprojekte aller Art umgesetzt werden, bei denen die Natur und die Zusammenarbeit mit den Menschen im Almtal im Mittelpunkt stehen. Erforscht werden unter anderem die Tiere im Almtal, die für die KLF wichtigen Graugänse, mit denen sich schon Konrad Lorenz auseinandersetzte, die umliegenden Baumarten und auch, wie sich das Verhalten der Menschen auf die Natur im Almtal auswirkt. Viermal im Jahr, also zu jeder Jahreszeit, wird es außerdem ein Science Cafe für angeregte Diskussionen mit Interessierten und Expertinnen und Experten geben.
Auch Kindern will man im neuen Forschungszentrum einiges bieten – unter anderem sollen die KinderUni und die Science Holidays vom Open Science Center unterstützt werden. Studierende und Lehrende werden darüber hinaus das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Programm für Schulgruppen anbieten. „Nichts könnte wichtiger sein, als dass wir alle teilhaben an unserer Welt – und wir freuen uns darauf, diese Naturverbundenheit, das Staunen und Wundern über die Natur, im neuen Open Science Center vermitteln zu dürfen“, so Kleindorfer.
Weltberühmte Unterstützerin
Am vergangenen Wochenende war auch die weltberühmte Primatologin Jane Goodall zu Gast in Grünau. Der 90-jährigen Tierforscherin war es ein persönliches Anliegen, das geplante Open Science Center zu besuchen. „Jane war mit Konrad Lorenz befreundet und kennt die Gegend. Als sie vom neuen Open Science Center gehört hat, wollte sie es besuchen und davor einen ‚Baum der Hoffnung‘ pflanzen“, erzählt Kleindorfer. „Es ist wirklich eine Ehre und eine große Freude, jemanden wie Jane Goodall im Almtal begrüßen zu dürfen.“
Goodall ist auch im Alter von 90 Jahren noch rund 300 Tage im Jahr auf Reisen. In ihrem Leben hat sie schon hunderte „Bäume der Hoffnung“ gepflanzt. „Für mich sind Bäume etwas ganz Besonderes. Wir wissen mittlerweile, dass sie miteinander kommunizieren und sogar auf ihre Nachkommen aufpassen und wir lernen immer noch Neues über ihre Fähigkeiten. Ich habe Bäume schon immer geliebt“, erzählt sie im Gespräch mit science.ORF.at. Der Baum für das neue Open Science Center soll laut der Primatologin ein Symbol für die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur sein und die Bevölkerung daran erinnern, besser auf die Umwelt zu achten.
Naturverbundenheit stärken
Beim Pflanzen des Baumes wurde Goodall von Kindern der Grünauer Volkschule unterstützt. Es sei wichtig, die Naturverbundenheit bei der jüngeren Generation zu stärken. “Eines der großen Probleme heutzutage ist, dass Kinder immer abgeschiedener von der Natur leben – vor allem durch Mobiltelefone und die sozialen Medien. Und das richtet sehr großen Schaden an“, so Goodall. Die geplanten Forschungsprojekte am Open Science Center in Grünau seien daher wichtiger denn je, denn sie bieten Kindern die Möglichkeit, „mehr sinnvolle Zeit im Freien zu verbringen“, so die Primatologin.
Den Besuch im Almtal beendete Goodall schließlich mit einem kurzen Abstecher zum ehemaligen Gebäude der Forschungsstation von Konrad Lorenz, mit dem sich die Primatologin bis zu seinem Tod im Jahr 1989 mehrmals traf und austauschte.