Greenpeace-Studie zeigt drastisches Artensterben in Österreichs Bundesländern

02. Juni 2021

Die am 1. Juni veröffentlichte, von Greenpeace Österreich in Auftrag gegebene Studie “Das stille Sterben: Die Artenkrise in Österreich” zeigt auf, wie drastisch das Artensterben in Österreich voranschreitet. 39 Prozent aller Tierarten Österreichs sind gefährdet. Jedes zweite Wirbeltier ist bedroht. 59 Prozent der Lebensraumtypen in Österreich sind von vollständiger Vernichtung bedroht, stark gefährdet oder gefährdet. Österreich ist im europäischen Vergleich – was den Erhaltungszustand der Schutzgüter betrifft – eines der Schlusslichter.

Foto Vogel am Granatapfel

Auch die Klimakrise wird das Artensterben weiter verschärfen. Ebenso belegt der Bericht, dass die Artenschutzmaßnahmen der Bundesländer – beispielsweise beim Monitoring – großteils unvollständig und unzureichend sind. Greenpeace fordert von der österreichischen Bundesregierung, Artenschutz als Top-Priorität in der österreichischen Politik zu verankern.

„Täglich sterben global 150 Arten aus – mit katastrophalen Folgen für ganze Ökosysteme und schlussendlich genauso uns Menschen. Auch in Österreich sind wir mit einem bestürzenden Rückgang der Artenvielfalt konfrontiert. Dabei spielt auch die Klimakrise eine große Rolle: Denn für bereits gefährdete Tier- und Pflanzenarten werden sich die Bedingungen durch Wetterextreme, zunehmende Hitze und neu eingewanderte Arten empfindlich verschlechtern”, erklärt Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace in Österreich. Von der Zylinder-Felsenschnecke in der Steiermark, über den Hochmoor-Perlmuttfalter in Salzburg, den Balkan-Moorfrosch in Kärnten, die Mopsfledermaus in Oberösterreich, den Flusskrebs in Wien, bis hin zum Schneehuhn in Tirol – anhand konkreter Beispiele zeigt die Studie auf: All diese Arten sind entweder bereits bedroht oder könnten in Zukunft zu den Verlieren der Klimakrise gehören. Sie sind entweder direkt oder indirekt aufgrund der Bedrohung ihres Lebensraums betroffen. Ebenso haben die Bodenversiegelung sowie die industrielle Landwirtschaft vielen Lebensräumen bereits extrem zugesetzt.

„Die in der Studie zusammengefassten Daten zeigen den dramatischen Rückgang und die anhaltende Bedrohung der Biodiversität in Österreich deutlich auf. Gleichzeitig fehlen uns in Österreich schlichtweg die Daten, um fundierte Aussagen über den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität zu treffen. Das von Umweltministerin Gewessler kürzlich angekündigte österreichweite Monitoring der Biodiversität ist ein wichtiger Schritt. Nur wenn die Biodiversitätskrise von der Politik und Gesellschaft endlich so ernst genommen wird wie andere existenzbedrohende Krisen, dann wird es uns gelingen, konsequent gegenzusteuern”, sagt Co-Studienautor Johannes Rüdisser, Ökologe an der Universität Innsbruck und Mitglied des österreichischen Biodiversitätsrats.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert, dass der Artenschutz als Top-Priorität in der österreichischen Politik verankert wird. Dazu gehört neben maßgeblichen Klimaschutzmaßnahmen und Maßnahmen in der Landwirtschaft auch, dass künftig Förderungen, Subventionen und Gesetze auf ihre Wirkung auf die Biodiversität überprüft werden und keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Zusätzlich müssen das angekündigte Monitoringsystem schnellstmöglich unter breiter Einbindung von BiodiversitätsexpertInnen und Berücksichtigung der Bundesländer umgesetzt und starke Schutzgebiete ausgeweitet werden. „Die Klimakrise und die Artenkrise hängen eng miteinander zusammen und sind eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die österreichische Bundesregierung muss gemeinsam mit den Landesregierungen alles in die Wege leiten, um das Massensterben der Arten zu stoppen”, so Meus.

Die Präsentation der Studie "Das stille Sterben: Die Artenkrise in Österreich" findet im Rahmen des Schwerpunktes von MUTTER ERDE statt, einer Initiative des ORF und führender Umwelt- und Naturschutzorganisationen.

- Der gesamte Report: http://bit.ly/Greenpeace-Studie-Biodiversität

Quelle: Greenpeace Pressemitteilung vom 1. Juni 2021 (letzter Zugriff am 2.6.2021)