Schutzgebiete in Alpen müssen angepasst werden

23. Januar 2024

Das Netz an Schutzgebieten in den Alpen muss laut einer Studie nachjustiert werden. Denn mit dem menschengemachten Klimawandel wandern viele Pflanzen in andere Gebiete, um weiterhin geeignete Bedingungen vorzufinden.

Foto Krumpensee in den Eisenerzer Alpen

Damit verschiebt sich auch der Schutzbedarf, wie ein Forschungsteam unter Schweizer Leitung in einer am Montag im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“ veröffentlichte Studie zeigte. In Österreich bräuchte es demnach vor allem in mittleren Lagen mehr Schutzgebiete.

Die Alpen seien für den Schutz der Artenvielfalt besonders wichtig, heißt es in der Studie. Sie beherbergen allein 4.500 Pflanzenarten, ohne die Moose mitzuzählen. 400 dieser Pflanzen leben ausschließlich in den Alpen.

Die größten Lücken im Schutzmosaik fanden die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz, wie die Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mitteilte. „Gemäß unseren Simulationen müsste die Schweiz über den gesamten Höhegradienten die meisten neuen Flächen einrichten, da wir im Vergleich zu unseren Nachbarn insgesamt am wenigsten davon haben“, wurde WSL-Ökologe Yohann Chauvier-Mendes zitiert.

Verbreitungskarten für einzelne Pflanzenarten

Für die von der WSL und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) gemeinsam geleitete Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wo es in der Alpenregion zusätzlich zu den bestehenden Schutzgebieten neue braucht, um die Biodiversität auch 2050 und 2080 zu schützen. Dafür erstellten sie für einzelne Pflanzenarten Verbreitungskarten – für heute, für 2050 und für 2080. In diese Karten trugen sie bereits existierende Schutzgebiete ein. Außerdem erweiterten sie das Mosaik an Schutzgebieten in den Alpen von 18 Prozent der Gesamtfläche auf 35 Prozent, was mit den Biodiversitätszielen der Vereinten Nationen (UNO) korrespondiert.

Mit Naturschutzplanungssimulationen ermittelten sie, wo Naturschutzgebiete am besten bestehen würden. „In allen Simulationen waren der Mittelmeerraum und die Schweizer Alpen die Gebiete, die am meisten zusätzlichen Schutz benötigten“, so Chauvier-Mendes.

Während in der Schweiz laut der Analyse über alle Höhenlagen hinweg Schutzgebiete fehlen, sind es in den anderen Ländern vor allem bestimmte Höhenlagen, die mehr Schutzgebiete benötigen. Etwa die mittleren Höhenlagen in Österreich und die Tallagen in Frankreich und Deutschland. Insgesamt brauche es laut den Studienautorinnen und -autoren mehr Koordination zwischen den Alpen-Anrainerländern bei ihren jeweiligen Schutzbemühungen.

Quelle

Science ORF vom 22.01.2024